Carretera Austral

Carretera Austral - Die berühmte Strasse im Süden Chiles -

Carretera Austral bedeutet wörtlich übersetzt "südliche Strasse" und ist gleichzeitig das südliche Ende der Panamericana.

Sie beginnt im Norden bei Puerto Mont, einer Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern, und endet im Süden kurz vor dem patagonischen Inlandseis bei der Vila O'Higgins, einer kleinen Estancia mit einer handvoll Siedlern; dazwischen gibt's riesige Regenwälder, Fjorde und atemberaubende Berglandschaften.
Die Strasse selbst ist oftmals so schmal und eng (wie ein kleiner Feldweg), dass sie es bei uns wohl auf keine Landkarte schaffen würde;  hier ist sie aber der einzige halbwegs zugängliche Weg in den Süden, vorausgesetzt man hat ein 4-Wheel-Drive mit "high clearance" ;-) ....

Die Landschaft

Absolutes Highlight der bisherigen Reise. Im Gegenzug zur patagonischen flachen Steppenlandschaft ist die Carretera Austral mit ihrer abwechslungsreichen Landschaft wirklich eine Augenweide. Berge, teils mit Schnee, grüne Wiesen, Wälder, Regenwald, man hat fast schon das Gefühl, auf der Strecke durch mehrere Kontinente zu reise. Nach der langen "Durststrecke" hat das wirklich mal wieder gut getan.

Übernachten

Wir übernachten weiterhin meistens in Cabanas, den kleinen Hüttchen. Zum Thema Übernachten muss man aber sagen, dass es nicht immer einfach ist. Die Suche nach einer passenden Übernachtungsmöglichkeit kann schon nervenzerfetzend sein. Das hat mehrere Gründe:

1) Hier ist nichts planbar. Falls im Reiseführer was passendes steht und man anrufen will, dann ist mit 50%iger Wahrscheinlichkeit die Nummer falsch. Falls die Nummer stimmt, geht zu 40% keiner hin. Die, die hingehen, haben dann i.d.R. nichts frei. Die, die nicht hingehen, wahrscheinlich schon; aber die gehen ja leider nicht hin. Und einfach mal vorbei fahren ist auch nicht. So eine Cabana kann durchaus mal 50 oder 100 km einfache Fahrt auf einer Stichstrasse entfernt sein. 

2) Die Diskrepanz zwischen innen und aussen. Rein nach dem Motto "das sieht nett aus, das nehmen wir", geht nicht. Die schönsten Hotels oder Cabanas können innen total runtergewirtschaftet sein. Umgekehrt sind die abgewracktestens Gebäude innen manchmal (zwar selten, aber immerhin) sauber und gepflegt. Weiterer unkalkulierbarer Punkt ist die Diskrepanz zwischen Wohn- und Schlafbereich und den sanitären Einrichtungen. Letztere sind in der Regel mit einem Wort zu beschreiben: katastrophal. Ernsthaft.

3) Die überzogenen Erwartungen europäischer Touristen (sprich: wir). Oft sieht man, wie die Leute hier selbst leben; und was sie für einen Luxus aus Ihrer Sicht sie den Touristen anbieten. Ein himmelweiter Unterschied. Und wir beschweren uns trotzdem.
Schade ist, dass manchmal Kleinigkeiten so viel ausmachen könnten (z.B. Staub wischen oder tote Insekten von den Fensterbrettern entfernen).  

Das Essen

geht uns langsam auf die Nerven, weil es unglaublich eintönig ist. Fransen Fleisch mit Pommes, Burger mit Pommes, Sandwich mit Pommes, Pizza (woher das kommt, dass man fast überall Pizza bekommt, haben wir immer noch nicht rausgefunden), Weissbrot. Am Meer ist es wieder etwas besser, da gibt es dann Fisch mit Reis oder Pommes. Gottseidank finden wir ab und zu auch mal einen schönen Salat (fast immer mit Avokado; sehr beliebt in Chile).


Im Folgenden wieder in paar Fotos, um unsere Eindrücke etwas bildlicher zu machen ;-)

Bildbeschreibung1

Das Markenzeichen der Carretera - die fantastische Landschaft

Wie oben beschrieben. Ganz ganz toll. Und das schöne ist, man fährt und fährt, und es kommt nichts und niemand - stundenlang begegnet uns keine Menschenseele. Die Landschaft ist total unberührt und unerschlossen, fast wie Terra inkognita.

Bei uns in Europa wären solche Flecken vermutlich in winzige Parzellen unterteilt und total überbesiedelt. Andererseits ist hier natürlich drumherum "wenig" los. Es gibt keine größere Stadt, die Versorgung mit Wasser, Strom und Lebensmitteln eher schwierig, alle paar hundert Kilometer kommt mal eine Tankstelle.

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Bildbeschreibung2

Noch mehr fantastische Landschaft

Leider zu kalt zum Baden ;-(

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Bildbeschreibung3

Die Gomeria - oft belächelt und doch so wichtig ;-)

Auf den verlassensten Strassen mitten in der Pampa steht oder hängt plötzlich ein Reifen mit der Aufschrift "Gomeria", die hiesigen Reifenwerkstätten. Bis der Hinterreifen platt war, wussten wir auch nicht so genau, was es genau mit der "Gomeria" auf sich hat. 

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Einmal Reifen reparieren: 4,50 EUR

Im nächsten Ort suchten wir dann obige Gomeria auf und deutschten dem Mann aus, dass unser Reifen platt ist. Er nickte, montierte ihn ab. Alles, was er in seiner Werkstatt hatte war ein Stemmeisen und Luft. Er stemmte mit dem Brecheisen den Reifen von der Felge, klebte innen so ein Pflaster drauf (kennen wir alle aus unserer Jugend vom Radl-Flicken), montierte die Felge mit dem Brecheisen wieder drauf und pumpte den Reifen auf. Fertig. Knappe 20 Minuten. Dann spach er sein erstes Wort (kein Scherz): "Tres" - also drei, was er meinte war "dreitausend Peseten", umgerechnet 4,50 EUR. Was wir wohl in Deutschland in einer Reifenwerkstatt für 4,50 EUR bekommen hätten?

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Fiesta

Auf dem Weg nach Coyhaique kamen wir in einem kleinen Ort vorbei, Villa Cerro Castillo, wo genau an dem Tag die alljährliche Fiesta stattfand. Das ganze Dorf war rausgeputzt, alle in Tracht (wie die Frau auf dem Pferd), und es gab diverse Veranstaltungen. Wir haben uns eine Parade angesehen, ähnlich dem Trachtenumzug beim Oktoberfest in München, nur halt kleiner.

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Die Chilenen

Alle warten, dass es hoffentlich bald los geht.

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Chilenische Volksmusik

Einige Tage bevor wir die Fiesta besuchten, saßen wir beim Abendessen im "Wohnzimmer" unserer Cabana-Vermieter, die für uns kochten. Dort spielte Musik, und wir fragsten uns, ob die wussten, dass wir aus Bayern sind. Die Musik hört sich, abgesehen von der Sprache, sehr ähnlich wie bayrische Volksmusik an.
Die Stimmung, die die kleine Band erzeugt hat, war gigantisch.

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Auch die Kleinen dürfen mit

Argentinien und Chile sind wahnsinnig kinder-freundliche Länder. Als der Festzug losgeritten ist, sind ein paar der Reiter nochmal schnell zu ihren Frauen am Rand geritten und haben die Kinder eingesammelt, die dann mega-stolz mit auf den Pferden sitzen durften. Sehr süß.

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Fiesta

Das Pferd ist hier, nicht nur zur Fiesta, eines der Haupt-Transportmittel. Man sieht andauernd Leute an der Strasse entlang reiten, Kinder, Frauen, Männer. Und die nehmen zu Pferd auch ganz normal am Strassenverkehr teil. An vielen Orten kann man Pferde auch, wie auf dem Bild, als Transport-Tiere buchen (z.B. beim Wandern, da tragen die Pferde dann das Gepäck).

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Ochsenkarren - nicht nur Show

Auf der Fiesta waren wir beeindruckt. Und wenn die Ochsen dann mal nicht so wollen, wie der Mann auf dem Bock, dann ist man noch mehr beeindruckt. Und noch mehr beeindruckt hat es uns, dass man oft auf der Strasse genau solche Ochsenkarren sieht, die die Menschen hier für die Landwirtschaft verwenden.

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Chilenischer Cowboy

Die gibt's hier auch im täglichen Leben. Man sieht sie oft auf den Feldern entlang der Strasse reiten, umzingelt von mehreren Hunden, und treiben Schafe oder Rinder zusammen. Sie haben sogar auch im Alltag meist ähnliche Kleidung an wie zur Fiesta.

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Das Bus-Restaurant

Legendär. Im Bus gibt es eine kleine Küche, an den Seiten kleine Tische und kleine Stühle. Und man kann Completos (Hot-Dogs mit allem) und Hamburgesas mit Pommes essen. Und sogar sehr lecker.

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Hinein in den Regenwald

Die Strassen sind nur noch Schotter-Strassen. Und z.T. richtig eng und gewunden. Faszinierend war die Strecke hinein in den Regenwald. Die Vegetation wurde immer exotischer und immer dichter. Man hat das Gefühl, dass hinter einem die Strasse sofort wieder zuwächst.

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Bildbeschreibung3

Regenwald

Eine sehr faszinierende, aber auch extrem belastende Umgebung. Ganz ganz tolle Pflanzen, die wir gar nicht kennen.
Der Regenwald ist aber nicht tropisch, es regnet einfach nur viel. Da ist eben der Name Programm - Regenzeit ist durchgehend von März bis Dezember. Und obwohl wir in der "Trockenzeit" hier sind, ist es extrem feucht; da fällt einem schon mal das Atmen schwer.
Und ganz schlimm sind die Insekten. Die gibt's in unglaublichen Mengen und die sind richtig agressiv und attakieren einen regelrecht. Und sie sehen aus wie aus dem Film: Schwarz und knallrot mit ganz fiesem Muster, und machen einen riesen Brumm-Krach. Wir haben im Park Pumalin, ein Regenwald-Gebiet, zwei Nächte auf einem Campingplatz verbracht. Auszuhalten war es wegen der Insekten nur im Zelt (bei hoher Luftfeuchtigkeit und starker Sonneneinstrahlung nicht wirklich optimal) und im Auto (best choice ;-).

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Bildbeschreibung4

Unsere Privat-Therme

Die Therme hatten nicht etwa geschlossen, als wir das Foto aufgenommen haben. Nein, sie sind wohl nur nicht so gut besucht. Das ermöglichte uns einen traumhaften Nachmittag in den drei kleinen Becken rechts mit Wassertemperaturen von 35-40 Grad. Traumhafter Blick auf den See, einfach gigantisch. Und das mitten in der Gegend mit Regenwald.

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Restaurante is nicht, dafür Cocineria ;-)

Die Stadt, in der wir übernachtet haben, Puerto Puyuhuapi, war so klein, dass es nur zwei "Restaurants" gab. Das eine hatte am Sonntag zu (als wir fragten, hat er uns angeschaut, als wären wir vom Mars; anscheinend ist klar, dass Sonntag nicht auswärts gegessen wird?!). Das andere seht Ihr oben: Eine Cocineria. Sprich: Ein Hinterzimmer in der Hütte einer alten Frau, die dort kocht. Getränke gibt es nicht, dafür schickte sie uns in den Supermarkt (kein Scherz!). Dort kauften wir uns dann noch eine Flasche Wein zum Essen.

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Bildbeschreibung6

Unglaubliche Vegetation - selbst entlang der Strasse

Weiter geht's im Regenwald. Wie schon gesagt, ganz viele Pflanzen, die wir gar nicht kennen. Am meisten beeindruckt haben uns die farnähnlichen Pflanzen mit riesigen Blätter, die Ihr hier entlang der Strasse sehen könnt. Die großen haben eine Fläche von deutlich mehr als einem Quadratmeter. Gigantisch, oder?

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Atom-Blätter ;-)

Der Beweis. Und das war nicht unbedingt eines der größten Blätter ...

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Regenbaum-Riesen - Die Alercen

Sind quasi die Sequoias Südamerikas. Irre große Bäume. Hier im Park Pumalin gibt es Exemplare, die 60 m hoch sind und einen Durchmesser von drei Metern haben. Die Bäume wachsen extrem langsam und brauchen mehrere tausend Jahre, bis sie so groß sind. Die Alercen sind anscheinend vom Aussterben bedroht, da sie wunderschönes Holz haben, aus denen Möbel hergestellt werden. Die Rinde wird (immer noch) zum Abdichten von Booten verwendet.

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Nochmal Alerce

Wahnsinn. Man steht da vor so einem Baum, vor lauter in die Luft schauen ist einem schon ganz schwindlig, und der Baum hört und hört einfach nicht auf. Das was oben als "Äste" vom Stamm weggeht, das bezeichnen wir zu Hause als Baum ;-)

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Weitere faszinierende Waldbewohner

Faszinierend ist, dass ein sehr großer Teil der Bäume, egal ob groß oder klein, von Baumparasiten befallen sind. Manchmal ist nicht mehr das kleinste Stück Rinde zu sehen, weil alles von Parasiten bedeckt ist. Meistens ist das eine Moos-ähnliche Pflanze in verschiedenen Grüntönen, einige blühen aber auch sehr farbenfroh.

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Wenns keine Strasse gibt ...

... dann muss man eben das Schiff nehmen. Die Strecke vom Park Pumalin nach Norden ist nicht als Strasse ausgebaut. Dafür gibt es diverse Fährverbindungen. Die Fahrt mit der Fähre dauerte gute 5 Stunden. Da das Meer super ruhig war und der Himmel strahlend blau (endlich mal wieder), war es fast wie eine Fahrt mit einem Ausflugsdampfer.

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Total unwirkliche Hügellandschaft

Während unserer Bootsfahrt wurde die Landschaft aussen herum immer unwirklicher. Es liegt mal wieder nicht an der Kamera, es sieht da einfach so aus. Irre.


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