Von La Paz zum Titikaka-See
Erste Begegnung mit Bolivien
Der erste Abschnitt unserer Südamerika-Teil-2-Reise führte uns von La
Paz zum Titikaka-See.
Die Leute
Die Menschen in Bolivien sind deutlich anders als in Chile und Argentinien. Man
kann nicht direkt sagen, dass sie unfreundlich sind, aber sie sind auch nicht
freundlich. Nicht nur, dass sie keine Miene verziehen, wenn man sie etwas fragt
oder um Hilfe bittet, man sieht in diesem Land auch nur ganz selten jemanden
lachen. Was sehr schade ist.
Betrachtet man jedoch die unglaubliche Armut der Leute und die Bedingungen, unter
denen die Menschen hier leben müssen, dann ist dieses Verhalten durchaus
verständlich.
Umso mehr müssen wir es im Nachhinein den Menschen in Asien anrechnen, die
ebenfalls sehr arm waren, aber fast immer fröhlich und freundlich.
Die Landschaft
Die Landschaft ist wieder 'südamerikanisch', ewig weit und eine Mischung aus
Monotonie und Faszination. Die Strecke von La Paz zum Titikaka-See führt
durch eine fast ebene Landschaft - dem 'Altiplano' auf 4000 Meter Höhe
- vorbei an Schnee-bedeckten Bergen.
Der Titikaka-See selbst liegt wunderschön eingebettet in eine
Landschaft aus kleinen Hügeln und in der Ferne spiegeln sich die Cordilleren
im Wasser. So mögen wir das ;-)
Das Wetter
Bolivien im Winter kann man mit einem Wort beschreiben: eiskalt. Die Temperaturen
gehen hier nachts gut unter minus 10 Grad; tagsüber, wenn die Sonne scheint,
kann es warm werden (um die 20 Grad), aber der Wind ist immer eisig. An sich
wäre das kein Problem - Winter haben wir schließlich zu Hause auch -.
Schlimm hingegen ist, dass es hier keine geheizten Räume gibt. Egal, ob es
ein Hotelzimmer, ein Restaurant oder sonst irgend ein Ort ist, es ist immer
eiskalt. So geht man z.B. in voller Montur (Unterhemd, Fleece-Pulli, Winterjacke,
Stiefel) zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Abendessen. Und: man zieht
die Sachen im Restaurant nicht aus ;-(, es gibt ja keine Heizung und auch kein
offenes Feuer, da es auf dieser Höhe auch (fast) keine Bäume mehr
gibt.
Das klingt jetzt vielleicht lustig, aber wenn man morgens mit kalten
Füßen aufsteht, tagsüber mit kalten Füßen
rumläuft und abends mit kalten Füßen ins Bett geht, dann wird es
einem irgendwann bitterkalt ... brrr.
Die Höhe
Was uns echt zu schaffen gemacht hat, ist die Höhe. Wir sind von
Meereshöhe (auf den Osterinseln) nach La Paz geflogen und sind dort auf
über 4000 m gelandet (La Paz hat den höchsten internationalen Flughafen
der Welt).
Da bleibt einem im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg!
Man tut sich richtig schwer mit Atmen und ist auch dauernd außer Atem.
Ausserdem ist in dieser Höhe die Luft extrem trocken. Dadurch trocknen alle
Schleimhäute in Mund und Nase sofort aus, sodass das Atemholen mit der Zeit
richtig weh tut.
Und auch das Schlafen fällt in die Kategorie 'neue Erfahrung'. Zum einen hat
man ständig einen stark erhöhten Puls, so dass man erst gar nicht
einschlafen kann, zum anderen ist man total ausser Atem, wenn man sich im Bett
umdreht.
Unseren zweiten Tag haben wir deshalb komplett mit Nichtstun verbracht, da wir zu
mehr nicht fähig waren ;-) ... und das war anstrengend genug!
Essen
Das Essen war bisher erstaunlich abwechslungsreich für Südamerika. Am
und um den Titikaka-See gibt es frische Forelle, die ebenfalls erstaunlicherweise
sehr vielfältig zubereitet wird. Und wir haben in Copacabana (dem Ort am
Titikaka-See) sogar ein Restaurant gefunden, wo es ein ausgezeichnetes
Käsefondue gibt. Das wird bei der Kälte dann zumindest nicht ganz so
schnell kalt ;-)
Übernachten
Die Unterkünfte waren bisher ebenfalls überraschend gut. Liegt
vielleicht auch daran, dass wir stets das teuerste Hotel genommen haben, das es
gab (was preislich zum Glück nur zwischen 30 und 50 USD liegt). Das
ist aber auch absolut notwendig, denn die billigeren Hotels haben meistens kein
warmes Wasser. Und wer will schon bei der Kälte auf warmes Wasser
verzichten?
Im Folgenden wie immer ein paar Fotos, um unsere Eindrücke etwas bildlicher zu machen ;-)
La Paz
La Paz vom oberen Teil der Stadt aus betrachtet (El Alto) ist atemberaubend. Die
Stadt liegt wie in einem Kessel, umringt von gigantischen Bergen mit weißen
Spitzen. Kommt man jedoch näher, so ist La Paz eine ganz normale
südamerikanische Großstadt: laut, schmutzig, hektisch und unglaublich
verbaut. Bei unserer Ankunft sind wir nur einmal durch gefahren um unser Auto
abzuholen; mal sehen, ob wir bei unserer Rückkehr mehr von La Paz sehen
;-)
El Rojo
Der Rote: unser neues Gefährt, ein Toyota Landcruiser FJ70. Bemerkenswert
ist auf jeden Fall das Alter: 17 Jahre, Baujahr 1990, und damit schon fast ein
Oldtimer. Glücklicherweise ist der Vermieter ein ausgewanderter Schweizer,
der seine Autos hegt und pflegt .... da können wir uns alle eine Scheibe
abschneiden. Folglich ist El Rojo besser in Schuss als jeder neue Mietwagen. Der
"Rote" hat auch ein zweites Reserverad und einen extra Tank am Dach (dringend
notwendig, wie wir aus Südamerika Teil 1 gelernt haben ;-)
Endlich wieder weite Landschaft ;-)
Die Strasse von La Paz in Richtung Titikaka-See führt endlich wieder durch
eine weite Landschaft, wie wir sie aus Argentinien und Chile kennen. Besonders
beeindruckend waren die Gipfel der Cordilleren mit über 6000 Metern.
Immer wieder findet man am Strassenrand kleine "Siedlungen", bestehend aus zwei
Häusern, einer Kuh und einem Lastwagen. Schön, wieder in
Südamerika zu sein ;-)
Titikaka-See
Ein erster Blick auf den Titikaka-See. Toll, oder?
Der Strand von Copacabana
Da gerade Winter ist, und es wirklich eiskalt ist (der Titikaka-See liegt auf
3800 Meter Höhe), können wir nur erahnen, was sich hier im Sommer
abspielt. Erstaunlicherweise waren trotzdem einige der Schwanen-Tretboote im
Einsatz; das Leben scheint sich in dieser Stadt am Strand abzuspielen. Auch wenn
er mit der Copacabana in Rio nicht wirklich mithalten kann ;-)
Copacabana
Die Uferstrasse ist gesäumt von kleinen Restaurants. Diese sind einheitlich
groß, durchnummeriert und haben alle samt dieselbe Speisekarte.
Spezialität am Titikaka-See: Forelle. Leider ist es bis auf die
Mittagsstunden einfach zu kalt, um draußen zu sitzen. Einziger Trost:
drinnen ist es auch nicht wärmer ;-)
Eine Metzgerei
Das Fleisch liegt und hängt einfach so am Stand. Nix Kühlung oder so.
Es ist zwar kalt, trotzdem waren wir uns nicht sicher, ob wir hier Fleisch essen
sollten. Man fragt sich allerdings, ob die das mit dem Fisch anders machen
;-(
Einkaufen
Shopping spielt sich in Bolivien am Strassenrand ab. Es gibt unzählige
Stände, die alles von Töpfen über Schuhsohlen bis zu Handschuhen
verkaufen. Wir haben gleich mal Alpaka-Parkas gekauft ;-) Man beachte auch die
einheimische Tracht: Frauen tragen stets Hut. cool, oder?
Popcorn
Eine der Spezialitäten am Titikaka-See ist süßes Popcorn. Passt
irgendwie nicht wirklich hier her, aber wen kümmert's? Hauptsache es
schmeckt ;-)

Frau in eineimischer Tracht
Die Frauen in Peru tragen meistens Kleider mit Schürzen, die etwas an unsere
Dirndl erinnern. Drunter verbirgt sich eine unbekannte Anzahl an Röcken, was
dazu führt, dass viele bolivianische Frauen aussehen wie kleine Kegel: oben
der Kopf, drunter geht es trapezförmig weg ;-) Nicht fehlen darf
natürlich der Hut. Diesen gibt es in allen erdenklichen Farben.
Der Hut ist immer dabei
Rucksack
Wenn es jemanden gibt, dem man die Erfindung des Rucksacks zugestehen kann, dann
sind es die Bolivianer. Zwar noch in einem gewissen Frühstadium, aber
eindeutig erkennbar. Mit so einem Tuch (meistens pink) tragen die Leute hier
unglaubliche Mengen an Gütern durch die Gegend. Auch als Kinderwagen ist das
pink-farbige Tuch sehr beliebt ;-)
Ausflug auf die Isla del Sol
Besucht man den Titikaka-See, so darf eine Fahrt auf die Isla del Sol nicht
fehlen. Man entweder eine Tour über's Hotel buchen, die dann pro Person
schlappe 70 $ kostet, oder über einen lokalen Veranstalter für 3 $. 70
$ erschienen uns für bolivianische Verhältnisse dann doch deutlich zu
viel, also habe wir die die 3-Dollar-Tour gebucht. Zusammen mit ca. 300 anderen
Rucksacktouristen wurden wir dann auf eines der vielen Boote gepfercht. Und
nachdem das Boot unseres Erachtens nach voll war, kam nochmal dieselbe Menge an
Leuten hinzu. Ein Traum :-(
Der Büßer-Stein
An diesem Stein wurden vor gaaanz langer Zeit Sünder gezüchtigt.
Für verschiedene Arten von Sünden (Faulheit, Lüge, etc.) gab es
unterschiedliche Behandlungen, die wir aber schon wieder vergessen haben. Soweit
wir uns erinnern wurden dem Lügner solange Coca-Blätter in den Rachen
gestopft, bis er erstickte. Der Stein lag wohl damals auf dem Boden und diente
dazu, bei anderen Maßnahmen das Blut der Opfer aufzufangen.
Na ja, ist jetzt alles eher wenig spektakulär ...
Isla del Sol - Ruinen
Die Ruinen sind ebenfalls nicht wirklich spektakulär: alte Mauern, die
angeblich aus einer Zeit vor den Inka stammen. Aber immerhin liegt das Ganze an
einer wunderschönen Küste vor dem tiefblauen Meer des Titikaka-Sees
;-)
Ein letzter Blick auf den Titikaka-See
Wie gesagt. Die Attraktionen wie Ruinen und Treppen lohnen jetzt nicht wirklich
auf der Isla del Sol; die Landschaft hingegen entschädigt für so einige
Mühen ;-)
Durch die Anden ...
... ging es weiter Richtung Peru. An dieser Stelle fragte mich mein Mann, ob es
einen Grund gäbe, warum ich so langsam fahre. Gab es: wir sind einen Pass
von 4.400 m hochgefahren. Komischerweise sieht man es immer nicht gleich, man
merkt nur, dass die Luft zum Atmen dünner wird. Und folglich japsen nicht
nur wir sondern auch unser Auto ganz erbärmlich nach Luft ....